Diegetische Musik ist Musik, welche die Charaktere im Film hören können (auch dann, wenn sie sich nur „im Kopf“ einer Filmfigur abspielt). Sie ist also Bestandteil der Geschichte. Beispiel: Die von Charles Bronsons Charakter „Harmonica“ gespielte Mundharmonika-Melodie in der Eröffnungsszene von „Spiel mir das Lied vom Tod“ (1968).
Nicht-diegetische Musik ist Musik, die die Charaktere im Film nicht hören können, also nicht Bestandteil der Geschichte ist und zur Untermalung einer Szene dient. Es ist die klassische Filmmusik. Beispiel: Leia’s theme aus “Star Wars” (1977).
Nahtloser Übergang: Manchmal geht in einer Filmszene diegetische Musik nahtlos in nicht-diegetische über oder umgekehrt. Ein gutes Beispiel dafür findet sich im Kurzfilm „Piccola Foglia di Vento“ (https://vimeo.com/298830116) des italienischen Regisseurs Franco Faralli. Der Musik-Film beginnt mit einem Song von Giacomo Rossetti, welcher als nicht-diegetische Musik die Handlung untermalt. Später in der Geschichte (5:02 ff.) begegnen die zwei Protagonisten einem Strassenmusiker (gespielt von Giacomo Rossetti selbst) und es wird klar, dass die Musik die ganze Zeit über vom Strassenmusiker gesungen wurde. Bei der Eröffungsszene von „Spiel mir das Lied vom Tod“ ist die Reihenfolge hingegen umgekehrt. Nachdem die Mundharmonika als diegetische Musik erklingt, setzt die von einem Filmorchester eingespielte Filmmusik mit tiefen Bässen und in derselben Tonart ein, und die diegetische Musik geht nahtlos in nicht-diegetische Musik über, welche das weitere geschehen auf der Leinwand „passiv“ kommentiert.
Live-Aufnahme versus Postproduktion: Die Unterscheidung in diegetische und nicht-diegetische Musik hat nichts damit zu tun, ob die Musik live auf dem Filmset aufgenommen oder erst später in der Postproduktion hinzugefügt wird. Obwohl diegetische Musik Bestandteil einer Filmszene ist, wird sie aus produktionstechnischen Gründen meistens nicht live aufgenommen und erst in der Postproduktion hinzugefügt. Entweder die Musik wird vorproduziert und der Schauspieler spielt dazu Playback (z.B. Ryan Gosling in “La La Land“ (2016)), oder – wenn die Filmfigur in der Geschichte nicht selber musiziert – die Darsteller berücksichtigen die in der Szene vorhandene Musik beim Schauspielern, obwohl sie auf dem Film-Set gar nicht zu hören ist. Spielt die Szene z.B. in einer lärmigen Disco, dann ist es wichtig, dass die Schauspieler bei ihren Dialogen die Stimme anhheben und sich „anschreien“, obwohl die Disco-Musik und Hintergrundgeräusche erst später beim Sounddesign des Films hinzugefügt werden.
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